F1 Saatgut und sortenechtes Saatgut
Wenn im Februar-März die ersten warmen Sonnenstrahlen locken, beginnt für uns Gärtner und natürlich auch für den Garten zuhause das Vorziehen von Gemüse- und Blumenpflanzen für das neue Gartenjahr. Ob in der Gärtnerei oder im Internet, die Auswahl an bunten Samentütchen ist groß. Bereits seit vielen Jahren findet man hier eine große Auswahl etablierten Gemüse und Blumenpflanzen, sogenanntes „F1 Saatgut“. Im Gegensatz dazu gibt es den Begriff sortenechtes Saatgut, auch als samenfest bezeichnet, die ebenfalls wieder den Weg zurück in den Handel finden.
Wo liegen die Unterschiede zwischen F1 Saatgut und sortenechtem Saatgut?
1. F1-Hybriden – Saatgut mit bestimmten Eigenschaften
Ein kurzer Ausflug in die Mendelsche Vererbungslehre erklärt den Begriff F1. Dabei werden zwei samenfeste Sorten mit den jeweils gewünschten Eigenschaften gekreuzt, dies ist die Elterngeneration. Allerdings ist der Vorgang aufwändig und langwierig, denn erst müssen die entsprechenden „Eltern“ gefunden und das Saatgut davon gekreuzt werden. Die daraus entstehenden Samen sät man dann aus und erntet von der Pflanze die Samen. Als Beispiel für eine neue Tomatensorte: Eine große, wenig aromatische wird mit einer kleinen süßen und fruchtigen Tomate gekreuzt. Wenn alles klappt, wird daraus eine große, aromatische und wohlschmeckende Tomate. Oder bei Blumen: ein Elternteil ist weiß, der andere rot, ergibt eine Sorte in Rosa. Dies ist dann die Tochtergeneration und wird als F1-Hybride bezeichnet. Es bedeutet auch, dass die neue Sorte die besten Eigenschaften der „Eltern“ hat. Werden die Samen dieser F1 Pflanzen ausgesät, ergeben sich nach der Mendelschen Vererbungslehre wieder andere Eigenschaften. Diese Pflanzen sind dann die zweite Generation, also F2. Gregor Mendel selbst experiementierte ab dem Jahr 1856 übrigens mit Erbsen. Im Zeitraum 1856 bis 1863 kultivierte er unglaubliche 28.000 Erbsenpflanzen.
1.1 Vorteile der F1 Samen
Durch die Züchtung bringen die neuen Sorten, vor allem bei Gemüse, oft besonders hohe Erträge und der Geschmack ist intensiver. Bei Blumen entstehen zum Beispiel durch die Kreuzung neue Farben und Sorten innerhalb der Art, außerdem sind sie besonders vielblühend. Ein großer Vorteil dieser F1 Pflanzen ist ihre höhere Widerstandskraft gegen Pflanzenkrankheiten. Bei Tomaten etwa die Braunfäule, bei Gurken und Zucchini der falsche und echte Mehltau oder Pilze. Zahlreiche Gemüse- und Blumensamen werden inzwischen vermehrt als F1 Samen angeboten, vor allem für die Balkonbepflanzung in Töpfen. Wichtig: F1-Hybriden sind nicht gentechnisch verändert!
1.2 Nachteile der F1 Samen
F1 Saatgut ist teurer als normale Samen und in der Regel enthalten die Samentüten nur kleine Portionen, Tomaten, Zucchini und Gurken zum Beispiel nur fünf Samenkörner. Hobbygärtner wollen oft aus guten und schönen Pflanzen ihren eigenen Samen für das nächste Gartenjahr gewinnen. Bei den F1 Hybriden ist das leider nicht möglich, da diese Samen teilweise steril sind oder als Pflanze ganz andere Merkmale hervorbringen, also nicht sortenecht sind. Allerdings kann es auch reizvoll sein, dies auszuprobieren und bei der Nachzucht ganz neue Merkmale festzustellen. Wer also Wert auf die gezüchteten Eigenschaften der F1 Samen legt, muss jedes Jahr neues Saatgut davon kaufen. Ein weiterer Nachteil ist der, dass sortenechtes Saatgut immer mehr verdrängt wird.
2. Sortenechtes Saatgut – vielfältig und nachbaufähig
Was bedeutet sortenecht bzw. samenfest? Aus dem Samen wächst eine Pflanze, die neue Samen bildet und sich dann mit den gleichen Eigenschaften fortpflanzt. Diese sortenechten Samen werden über lange Zeit auf bestimmte Merkmale wie Form, Farbe, Geschmack, Resistenzen usw. durch Kreuzungen und Auswahlverfahren gezüchtet. Werden die daraus entstehenden Samen vermehrt und gesät, haben alle folgenden Pflanzengenerationen dieselben Eigenschaften und Merkmale. Diese Samen sind sortenecht bzw. samenfest und nachbaufähig. Vor der modernen Pflanzenzüchtung wurden Sorten auf diese Art gezüchtet und weiter entwickelt.
F1 Samen oder sortenechtes Saatgut?
Traditionelle sortenechte Arten werden durch das inzwischen reichhaltige F1-Angebot immer mehr verdrängt oder verschwinden ganz. Der Reichtum an Sortenvielfalt, in jahrzehntelanger Züchtungsarbeit erreicht, geht so verloren. Sorten, die an Klimaverhältnisse, Regionen und Bodenarten angepasst wurden, gibt es dann bald nicht mehr und die Vielfalt auf den Gartenbeeten wird immer weniger.
Besonders deutlich wird dies in der Landwirtschaft. Hier kommt vermehrt F1 Saatgut zum Einsatz, um möglichst hohe Erträge zu erwirtschaften. Auch die Widerstandskraft gegen Krankheiten und Schädlinge spielt dabei eine große Rolle. Doch da aus den Samen keine neuen Pflanzen gezogen werden können, begibt sich der Landwirt in die Abhängigkeit der Saatgutfirmen. Im Kleinen gilt dies auch für den Hobbygärtner.
Fazit:
Natürlich wünscht sich der Hobbygärtner sichere Erträge und gesunde, schöne Pflanzen. Gegen die eine oder andere F1-Hybride auf den Gartenbeeten ist auch nichts einzuwenden. Allerdings müssen die Samen dafür jedes Jahr neu gekauft werden. Wer dagegen die Vielfalt liebt und seine Samen selber aus alten und liebgewonnenen Pflanzen gewinnen möchte, sollte auf sortenechtes Saatgut zurückgreifen.
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Nicht alles auf dieser Seite wird direkt von uns geschrieben. Leider fehlen uns dazu bei all den Aufgaben im Glashaus und dem Betreiben der Garteln-Plattformen wie Videoproduktion, Fotografie und technische Weiterentwicklung die zeitlichen Ressourcen. Manchmal helfen Freunde und Verwandte aus und manchmal greifen wir auf externe Partner und Experten zurück. Dieser Artikel ist in Zusammenarbeit mit der Autorin „hortensie“ von der Plattform „textbroker“ entstanden. Wir bedanken uns an dieser Stelle auch bei ihr für diesen tollen Inhalt.