Planung ist die halbe Miete!
Einem erfolgreichen Gemüseanbau nach dem Prinzip der Vierfelderwirtschaft geht stets eine gut durchdachte Planung voraus. Dazu solltet ihr protokolieren, in welchem Jahr welches Gemüse in welchem Beet angepflanzt wurde. Dafür eignet sich zum Beispiel ein Gartentagebuch oder eine Tabelle mit Excel oder Word. Steht die Auswahl der gewünschten Pflanzenarten fest, müssen deren Standorte festgelegt werden. Der Standort wird jedoch nicht willkürlich festgelegt. Die Gemüsearten müssen zunächst entsprechend ihrer Pflanzenfamilie sortiert werden.
Ein nachhaltiger, ertragreicher Gemüseanbau ist eng geknüpft an die korrekte Einhaltung der Fruchtfolge. Konkret ist damit die zeitliche Abfolge des Anbaus von Nutzpflanzen gemeint. Diese kann sowohl die einjährige Vegetationsperiode als auch mehrere, aufeinanderfolgende Jahre betreffen. Es handelt sich dabei um eine Weiterentwicklung der, seit dem Mittelalter betriebenen, Dreifelderwirtschaft. Etwa zur Mitte des 18. Jahrhunderts fügte man in die Fruchtfolge ein viertes Jahr ein, welches dazu dienen sollte, Futterpflanzen für die Nutztiere bereitzustellen. Heute zielt die Vierfelderwirtschaft in erster Linie auf die optimale Nutzung des Bodens ab, welches gleichzeitig der Beibehaltung seiner Ertragskraft dient.
Dabei wird die Anbaufläche jedes vierte Jahr mit einer Gründüngung versehen. So kann gewährleistet werden, dass es nicht zur „Ermüdung“ des Bodens kommt. Während der Anbau einer immer gleichen Pflanzenart dem Gartenboden wichtige Nährstoffe entzieht und seiner Regenerierung eher abträglich ist, könnt ihr mit abwechselnden Anpflanzung verschiedener Nutzpflanzen nahezu gleichbleibende Erträge erzielen. Ein zusätzlicher Vorteil der Vierfelderwirtschaft ergibt sich aus der Eindämmung von Schädlingen und Krankheiten. Diese sind meist auf eine Pflanzenart spezialisiert und können mithilfe eines Fruchtwechsels wirksam zurück gedrängt werden. Finden diese im Folgejahr nämlich nicht die gewohnten Pflanzen vor, bedeutet dies oft ihren Hungertod.
Hier eine kurze Übersicht, welche die häufigsten Gemüsearten beinhaltet :
- Kreuzblütler: Alle Kohlarten, Radieschen, Kohlrabi, Rettich, Senf, Broccoli
- Doldenblütler: Sellerie, Fenchel, Möhre, Dill
- Schmetterlingsblütler: Bohne, Erbse
- Liliengewächse: Schnittlauch, Knoblauch, Zwiebel, Spargel
- Gänsefußgewächse: Spinat, Mangold
- Korbblütler: Fast alle Salatgewächse, Artischocke, Schwarzwurzel
- Nachtschattengewächse: Kartoffel, Tomate, Aubergine, Paprika
- Kürbisgewächse: Zucchini, Kürbis, Melone, Gurke
- Gräser: Zuckermais, Roggen
- Baldriangewächs (Valerianoideae): Feldsalat
- Knöterichgewächs: Rhabarber
Außerdem solltet ihr darauf achten, dass sich in einem Beet Pflanzen mit einem unterschiedlichen Nährstoffbedarf abwechseln. Dazu folgt eine weitere Einteilung der Gemüsearten in Schwachzehrer, Mittelzehrer und Starkzehrer. Als Faustregel gilt im ersten Jahr auf Starkzehrer, im zweiten Jahr auf Mittelzehrer und im dritten Jahr auf Schwachzehrer zurückzugreifen. Im vierten Jahr folgt die bereits angesprochene Gründüngung. So werden dem Boden von Jahr zu Jahr weniger Nährstoffe entzogen.
Mithilfe der Gründüngung wird im vierten Jahr, dem Brachejahr, der Nährstoffvorrat des Bodens wieder aufgefüllt. Im darauffolgenden Jahr kann nun wieder mit der Anpflanzung von Starkzehrern begonnen werden. Der so entstehende Kreislauf gewährleistet eine ausreichende Nährstoffversorgung der jeweiligen Gemüseart und sichert damit die Erträge in jedem Jahr der Fruchtfolge. Es folgt ein Kurzüberblick über wichtige Vertreter der drei angesprochenen Gruppen:
Starkzehrer
Kartoffel, Tomate, Zucchini, Kürbis, Melone, Gurke, Lauch, Sellerie, Kohlarten
Mittelzehrer:
Karotten (Möhre), Rettich, Schwarzwurzel, Spinat, Kohlrabi, Fenchel, Mangold, Knoblauch, Aubergine, Lauch
Schwachzehrer:
Erbsen, Zwiebeln, Dill, Bohnen, Radieschen, Speiserüben, Kresse, Salat
Tipps zur Gründüngung
Eine Gründüngung kann von März bis Oktober eingesät und auch zusätzlich in den Zwischenräumen des Gemüsebeetes angelegt werden. Bei der Neuanlegung einer Pflanzfläche kann eine vorhergegangene, reine Gründüngung eventuelle Defizite des Bodens ausgleichen. Das Beet wird zunächst wie im Falle einer Rasenaussaat vorbereitet. Nach einer Auflockerung des Bodens mit einer Hacke und der Entfernung des gröbsten Unkrauts, wird das Saatgut breitwürfig darauf verteilt. Anschließend werden die Samen noch einmal flach in den Boden eingearbeitet, hierzu eignet sich eine Heuharke. Die Fläche sollte bis zur Keimung feucht, jedoch nicht zu nass gehalten werden.
Stehen die Pflanzen nun in vollem Saft, werden sie noch vor ihrer Samenreife abgemäht und in Form von Mulch auf dem Beet liegen gelassen, wo sie langsam dem Prozess der Kompostierung anheim fallen und so dem Boden wichtige Nährstoffe zuführen. Die Durchwurzelung des Bodens durch die Gründüngungspflanzen verhindert zudem eine zu starke Verdichtung des Erdreiches.
Zum Einsatz als Gründüngung eigen sich vor allem Senf, Raps, Ölrettich, Lupinen, Wicken und Klee aber auch Gräser, Sonnenblumen und Phacelia (Bienenfreund). Auch bei der Aussaat der Gründüngung ist die geplante Fruchtfolge zu beachten. Kohlbeete etwa, sollten nach der Ernte nicht mit Gewächsen aus der Familie der Kreuzblütler bestückt werden (Senf, Raps, Ölrettich), da sie aufgrund ihrer botanischen Verwandschaft mit den Kohlarten zur Ermüdung des Bodens beitragen und die Ausbreitung von Krankheiten, wie der Kohlhernie, begünstigen. Auch hier gilt: Abwechslung statt Monotonie. Pflanzen, die aus derselben Familie stammen sollten nicht zusammen und nicht direkt hintereinander angepflanzt werden. Anbaupausen gelten daher stets für alle Mitglieder einer Pflanzenfamilie.
Vor- und Nachkultur
Eine Gemüsesorte besetzt das Beet nur für einen gewissen Zeitraum im Jahr. Unbewachsener Boden neigt jedoch zu einer schnellen Abtragung und läuft Gefahr, ausgewaschen zu werden. Aus diesem Grund lohnt sich die Anlegung einer Vor- und Nachkultur für die eigentliche Hauptkultur, so sind auch mehrere Ernten aus einem Beet im Verlauf der Vegetationsperiode möglich. Dabei sollte die Vorkultur aus einem schnell wachsenden Gemüse (z.B. Radieschen, Rucola, Lauchzwiebeln) bestehen, welches schon ab Anfang März gedeiht. Mitte Mai können diese bereits geerntet werden und machen so Platz für die Hauptkultur, zum Beispiel Tomaten oder Mais. Im Herbst folgt die Nachkultur, welche den Boden bis in den Winter hinein bedeckt hält. Es werden die gleichen Pflanzen wie bereits in der Vorkultur eingesetzt. Besonders wichtig: Auch hier sollten die Pflanzen der Vor- und Nachkultur nicht mit der Familie der Hauptkulturpflanze verwandt sein.
Hinweis zu diesem Artikel:
Nicht alles auf dieser Seite wird direkt von uns geschrieben. Leider fehlen uns dazu bei all den Aufgaben im Glashaus und dem Betreiben der Garteln-Plattformen wie Videoproduktion, Fotografie und technische Weiterentwicklung die zeitlichen Ressourcen. Manchmal helfen Freunde und Verwandte aus und manchmal greifen wir auf externe Partner und Experten zurück. Dieser Artikel ist in Zusammenarbeit mit der Autorin „Jseeber“ von der Plattform „textbroker“ entstanden. Wir bedanken uns an dieser Stelle auch bei Jseeber für diesen tollen Inhalt.