Die falsch verstandene Tierliebe verleitet so manchen von uns, einen gefundenen Igel (Erinaceidae) ins eigene Heim zur Überwinterung mitzunehmen. Damit alleine ist es allerdings noch nicht getan! Der Igel besitzt von Natur aus einen hohen Bewegungsdrang, er liebt Abwechslung, nicht nur bezüglich des Nahrungsangebots. Obendrein sucht er sich seinen Platz für die kalte Jahreszeit am liebsten ganz allein. Lediglich kranken und verletzten Tieren sowie Jungtieren, die Ende November noch kein halbes Kilogramm wiegen, sollte geholfen werden.
Damit der Igel sicher durch den Winter kommt, hier einige Tipps
Igel richtig unterbringen
Am wohlsten fühlen sich Igel im Freien. Erscheint das gefundene Tier gesund beziehungsweise wurden die vorhandenen Verletzungen oder Erkrankungen erfolgreich therapiert, kann es im Garten untergebracht werden. Bestenfalls harkt man diverse Laubhaufen zusammen und stabilisiert diese mit Zweigen. Zudem kann ein Igelhaus als Unterschlupf dienen. Schwache und kranke Igel werden im Haus gehalten, da sie eine durchschnittliche Umgebungstemperatur von 18 Grad Celsius benötigen. Pro Tier sollte eine Fläche von ungefähr zwei Quadratmetern bereit gehalten werden. Mehrere Jungtiere können im selben Quartier untergebracht werden, während ausgewachsene Igel lieber als Einzeltiere leben. Das Igelheim sollte an einem ruhigen und zugfreien Ort untergebracht sein. Es sind Materialien zu bevorzugen, die sich gut reinigen lassen.
Artgerechte Fütterung von Igeln
Igel bevorzugen Abwechslung auf dem Speiseplan, also muss das Futter auf ihre Bedürfnisse abgestimmt werden. Der Handel bietet für Igel ein Fertigfutter an, jedoch hat man dieses im Notfall nicht unbedingt zur Hand. Als Alternative kommt das Katzenfutter in Betracht, dem ein Teil Haferflocken beigemischt wird. Um die Versorgung mit lebenswichtigen Mineralstoffen zu gewährleisten, wird das Futter zusätzlich eine Prise Futterkalk angereichert. Auch Sepia leistet in dieser Hinsicht gute Dienste. Obst und Gemüse wie beispielsweise Äpfel, Birnen und Möhren liefern Vitamine. Die Tiere sollten so lange versorgt werden, bis sie ein Körpergewicht von ungefähr 500 Gramm erreicht haben.
Dann sollten sie in die Winterruhe gehen. Eiweiße, die unter anderem in gekochtem Fisch, in hart gekochtem Ei oder in handelsüblichen Futtertieren enthalten sind, beschleunigen die Gewichtszunahme. Doch Vorsicht! Sie dürfen nicht übermäßig verfüttert werden, sonst verfetten die Igel. Sämtliches Igelfutter muss frei von Speisesalz und Gewürzen sein. Zudem wird ein Schälchen mit frischem Wasser hingestellt. Milch wäre für Igel schädlich. Das Wasser muss täglich gewechselt werden, damit sich keine Keime ansiedeln können.
Psst – Während der Winterruhe nicht stören
Haben sich die Tiere im Garten zum Winterschlaf zurückgezogen, sollten sie nicht gestört werden. Kennt man das Winterquartier des Igels sollten notwendige Außenarbeiten wie die Schneeräumung mit Bedacht durchgeführt werden. Steigen die Temperaturen auf über fünf Grad Celsius an, kommen die Igel zeitweilig aus dem Winterquartier. Aber keine Sorge, spätestens am Abend suchen sie dieses wieder auf. Im Haus überwinterte Igel können langsam an den Aufenthalt im Freien gewöhnt werden, wenn die Temperaturen im Frühjahr dauerhaft über fünf Grad Celsius liegen.
Autos sind zu jeder Jahreszeit ein großes Risiko für Igel. Auch wir machten erst kürzlich in den späten Abendstunden Bekanntschaft mit einem Igel, der neben einer stark befahren Straße in der Innenstadt auf Wanderschaft war. Wenn man einen Igel behutsam hochhebt, ist es durchaus möglich, den kleinen Nachtschwärmer in einen sicheren Park oder eine Grünanlage zu bringen. Noch einfach geht das wenn man einen Korb benutzt, bzw. das Tier mit Arbeitshandschuhen anfasst. Überfahrene Igel sind leider ein viel zu häufiger Anblick auf unseren Straßen und mit einem kleinen Umweg kann man das Risiko für den Igel, überfahren zu werden, minimieren.